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geschäftsführer louis prompers, maastricht bereikbaar: breiter blick auf mobilität

Louis Prompers war einer der Initiatoren des A2-Projekts bzw. der unterirdischen Verlegung der Autobahn in Maastricht. Nun ist er Vorsitzender der Regiegruppe Stad&Spoor (Stadt & Bahn) in Maastricht und Programmdirektor von Maastricht Bereikbaar, der Organisation, die gemeinsam mit Institutionen und Wirtschaft an intelligenter nachhaltiger Mobilität arbeitet, um die Stadt und Region erreichbar zu halten. „In dieser Region sind hochwertige Bahnverbindungen unerlässlich.“

Als Programmdirektor von Maastricht Bereikbaar liegt es auf der Hand, dass sich Louis Prompers vollständig auf die Interessen der Stadt und Region konzentriert. Wie kann man den zunehmenden Verkehr in die richtigen Bahnen lenken, das knappe Parkplatzangebot zweckmäßig nutzen und vor allem Fußgängern und Radfahrern mehr Platz einräumen? „Stimmt“, sagt er in seinem Arbeitszimmer im Bürokomplex neben dem Fußballstadion De Geusselt mit Aussicht auf den sich entwickelnden Grünen Läufer. Früher wurde hier der Verkehr vierspurig geführt und teilte die Stadt in zwei Hälften. „Maastricht ist eine Stadt mit eigener Verkehrsproblematik, wie jede Stadt. Wir arbeiten am Verkehrsfluss und größerer Nachhaltigkeit, sodass geringere CO2-Emissionen entstehen. Natürlich haben wir mit der Untertunnelung einen großen Schritt gesetzt. Der Durchgangsverkehr fließt weiter, die Stadt selbst und die Region sind besser erreichbar und endlich können wir den östlichen Teil erschließen und entwickeln. Es stellt sich nun wieder die Frage, wie wir dabei vorgehen. Denn hier liegt noch eine Barriere: die Bahngleise. Der Übergang zwischen Ost und West ist nach wie vor schwierig. Das ist die nächste Aufgabe. In jeder Stadt bleiben einige Herausforderungen bestehen.“

Foto: Wouter Roosenboom

Botschaft

In dieser Hinsicht ist es in Maastricht nicht anders, doch hinter den Worten von Louis Prompers verbirgt sich klar eine zweite Botschaft. „Ich sehe die Dinge gerne in einer etwas breiteren Perspektive. Schließlich ist Maastricht eine mittelgroße Stadt, ein Punkt auf der Weltkarte. Betrachten Sie Maastricht einmal als Teil einer wesentlich größeren Region. Wir befinden uns im Herzen einer der aussichtsreichsten Wirtschaftsregionen der Welt. Ein Gebiet mit Städten wie Amsterdam, Rotterdam, Eindhoven, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Lüttich und Brüssel. Städte mit einer hochentwickelten und innovativen Fertigungsindustrie. Mit zahllosen Bildungsinstitutionen und Lage in einer schönen Landschaft, mit viel Kultur und vielleicht noch wichtiger, einer stabilen Verwaltung. Wenig politische Unruhen, keine Kriege oder großen Konflikte. Wir halten das für normal, doch weltweit ist dies nicht unbedingt der Fall. Nicht jeder ist sich der Tatsache bewusst, dass wir in einem goldenen Dreieck mit enormen Chancen leben. Betriebe möchten hier unternehmerisch tätig sein. Ich bin der Meinung, wir sollten diese Chancen nutzen, denn wir möchten doch unseren Wohlstand und unser Wohlergehen weiter festigen. Dann ist es nun an der Zeit für ein beschleunigtes Vorgehen.“

Perspektive

Mit einer langen Vergangenheit als Beamter im öffentlichen Dienst wägt der 68-jährige Louis Prompers seine Worte sorgfältig ab. Zwischen den Zeilen lässt er jedoch klar durchblicken, dass das Tempo seiner Ansicht nach nicht hoch genug ist. „Nun, ich würde gerne eine bessere Langzeitperspektive sehen“, erklärt er besonnen. „Konkret meine ich damit gewagte Investitionen in Infrastruktur, vor allem in Bahnlinien. Die Straßen sind überlastet und zudem wird es nun wirklich höchste Zeit, die CO2-Emissionen zu senken. Mit umweltfreundlich erzeugter Energie betriebene Züge sind eigentlich die einzige Alternative. Ich weiß, Bahnlinien erfordern enorme Investitionen. Als man jedoch in Paris und London noch mit Pferd und Wagen fuhr, gab es schon Leute mit einer Vision, die die ersten Schritte zur Einrichtung der Metro setzten. Nicht umsonst hatten diese Städte immer einen Vorsprung gegenüber anderen Städten. Ich denke, dass ein dichteres und qualitativ hochwertigeres Bahnnetz in dieser Region die wirtschaftliche Zukunft für mehrere Jahrzehnte sicherstellt.“

Intercity

Dabei denkt Louis Prompers automatisch im internationalen Rahmen. „Selbstverständlich sind die Projekte von EurekaRail gut“, erläutert er. „Gut, dass an einer Verbindung zwischen Maastricht, Heerlen, Aachen und Lüttich gearbeitet wird. Gut für Maastricht und die Region sowie für die Universität Maastricht mit all ihren deutschen und belgischen Studenten. Gut für die Brightlands Campusse, die für die Mitarbeiter besser erreichbar werden. Arbeitsmobilität ist auch eine Voraussetzung für Entwicklung und Wachstum. Schöner noch, dass Eindhoven und Düsseldorf eine direkte Intercityverbindung erhalten, denn dies meine ich mit qualitativ hochwertigen Bahnverbindungen: schnelle Intercitys zwischen Städten. Aus der Sicht von Maastricht argumentiert: Ein schneller Intercity nach Lüttich und Brüssel bringt Städte wie Frankfurt, Berlin, Paris und London näher. Das haben wir damals beim Brüssel-Express gesehen, der leider aus unklaren Gründen gestrichen wurde. Es erfordert Mut, dafür finanzielle Mittel bereitzustellen, auch wenn das Geschäftsmodell auf kurze Sicht unrentabel ist. Der gesellschaftliche Wert ist substanziell positiv.

Cluster

Und das gilt also nicht nur für die Euregio hier, sondern für das komplette Dreieck, das den Norden des Rheinlandes, die Niederlande und Belgien umfasst? „Genau. Global gesehen entstehen große wirtschaftliche Cluster, die im gegenseitigen Wettbewerb zueinander stehen. Maastricht liegt mitten in einem solchen Cluster, sofern wir die Infrastruktur in Ordnung bringen und dabei nachhaltig vorgehen. Mit Zügen von Spitzenqualität. Der Mensch möchte bequem reisen, auch auf den letzten Kilometern zum Bestimmungsort. Mit Elektroautos oder -fahrrädern, die geteilt werden; dies kann in den Städten individuell geregelt werden. Damit befassen wir uns auch in Limburg. Dazu gehört auch, dass man einfach eine Fahrkarte kaufen kann. Wir müssen stärker hin zu „MAAS“: Mobility As A Service.“

Größer

Gute Bahnverbindungen können nach Ansicht von Louis Prompers eine ernsthafte Konkurrenz zum Flugverkehr darstellen. „Auf jeden Fall. Das ist möglich, sicher. Das ist auch notwendig, denn der Flugverkehr ist noch wesentlich belastender für die Umwelt als der Autoverkehr. So entspricht zum Beispiel die CO2-Emission eines Fluges nach Bangkok zwei Jahren Autofahren, pro Person. Sollten wir dazu als Maastricht Bereikbaar Überlegungen anstellen? Meiner Ansicht nach sollten wir das. Wir sind Teil eines wesentlich größeren Ganzen. Man sollte alles in einem größeren Rahmen sehen.“